Carl Friedrich Gauß → Wolfgang Bolyai, Göttingen, 1832 März 6
Gauß hat die beiden vorhergehenden Briefe, die ihm durch Herrn von Zeyk zugestellt wurden, erhalten. Er zögerte mit der Antwort auf den ersten, weil er die Ankunft der kleinen Schrift abwarten wollte. Er ist in sehr trüber Stimmung, weil seine zweite Frau gestorben ist. Bericht über seine fünf Kinder. Seine alte Mutter lebt noch und wohnt bei ihm. Die Schrift von Johann Bolyai stimmt sehr mit seinen eigenen Überlegungen überein, die er vor 30-35 Jahren angestellt hat. Er wollte zu Lebzeiten nichts veröffentlichen, aber alles zu Papier bringen. Dies bleibt ihm jetzt erspart, weil ihm der Sohn seines Freundes zuvorgekommen ist. Johanns Bezeichnungen sind prägnant und kurz, jedoch wären Namen für die Grundgebilde der nichteuklidischen Geometrie wünschenswert; Vorschläge dazu. Rein geometrischer Beweis des Lehrsatzes über den Flächeninhalt des Dreiecks. Er fordert Johann auf, sich mit der Kubierung des Tetraeders zu beschäftigen. Eine weitere Lücke in der Geometrie liegt in der Notwendigkeit, die Möglichkeit der Ebene zu beweisen. Kant hatte Unrecht zu behaupten, der Raum sei nur Form unserer Anschauung. Antwort auf die Anfragen zu den alten Jugendfreunden und über Logarithmentafeln.
Manuscript
Archive: Göttingen, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
Signature: Cod. Ms. Gauß Briefe B: Bolyai 20
4 S.; deutsch
Signature: Cod. Ms. Gauß Briefe B: Bolyai 20
4 S.; deutsch
Copies
- Washington, Smithsonian Institution, Dibner Coll., MS 137A (Kopie, geschrieben von Johann Bolyai); 4 S.
- Schmidt / Staeckel 1899; S.108-113, Nr.35
- Gauß 1900, 8; S.220
- Dunnington 1955; S.215
- Gauß 1929, 12;
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/bitstream/handle/gauss/111/
/bitstream/handle/gauss/111/bolyai-35.htmlTranscription: ©Prof. Menso Folkerts