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Gauß, Eugen an Gauß, Carl Friedrich. Fort Crawford, Upper Mississippi, 19. Juli 1832.

Fort Crawford July 19th.

Theuerer Vater,

Deinen Brief vom 9ten Januar habe ich richtig empfangen. Wie tief mich die Nachricht hinsichtlich des Todes meiner guten Mutter erschüttert hat, kann ich nicht beschreiben. Daß ihre Leiden unaussprechlich groß seyn würden, mußte ich leider erwarten, aber daß ihr Tod so nahe, so furchtbar nahe sein sollte, konnte ich mich niemals überreden. Was meine Gefühle hinsichtlich desselben sind, kann ich nicht aussprechen, ebensowenig will ich mich mit leeren Versprechungen aufhalten. Durch die That will ich zu beweisen suchen, daß es mir ein wahrer Ernst mit meiner Besserung ist.

Ich sende mit diesem Briefe die Copie eines Zeugnisses, welches ich vom Capt. Loomis, dem Commander meiner Companie und temporären Befehlshaber dieses Fort's erhalten habe. Ich fürchtete die Gefahren einer Seereise zu sehr, um das Original derselben anzuvertrauen, welches mir vielleicht hier in Amerika von Nutzen seyn kann. Eine Expedition gegen die Indianer welche die Nachbarschaft dieses Fort's auf das furchtbarste verheeren, ist der Grund, daß von 500 Mann allein unsere Companie hier liegt. Wäre dieses nicht der Fall, so würde ich eine größere Anzahl solcher Zeugnisse senden können, Unter diesen Umständen aber sind alle Officiere, welchen ich bekannt bin abwesend. Capitän Loomis gab mir den Rath zu erwähnen, daß obgleich der Sergeant Mansie [?], welcher dasselbe copirte, es noch dem North Western Territory addressirt habe, Fort Crawford seit einigen Jahren zu dem Territory of Michigan gehöre. Ich erwähne dieß nur in Folge seines Rathes; indem ich glaube, daß dieses von keiner Wichtigkeit ist. Wenn ich eine Bitte auszusprechen wagte, so würde ich Dich ersuchen selbst 2 an ihn zu schreiben. Dein Nahme ist selbst hier in dieser Wilderniß wohl bekannt, und ich bin überzeugt, er würde Dir mit Freuden eine ausführliche, und ich hoffe auch genügende Nachricht über mein hiesiges Betragen geben, und seine strenge Moralität würde ihm gewiß nicht erlauben nur im Geringsten von der Wahrheit abzuweichen.

Deinem Wunsche gemäß habe ich alle Hoffnung auf meinen Abschied aufgegeben. Capt. Loomis der mir seine Unterstützung in meinem Gesuche versprochen hatte, habe ich Nachricht gegeben, daß ich wünschte für meine volle Zeit zu dienen, und dasselbe werde ich auch Lt Kingsbury sagen, sobald er von seinem Feldzuge zurück kommt. In Hinsicht meiner früheren Ansichten über diesen [?] Gegenstand beziehe ich mich auf meinen Brief vom Januar oder Februar dieses Jahres. Mit Freuden habe ich dieselben aber Deinem Wunsche gemäß verändert, zumal da ich sehe, daß wenn Kingsbury unfähig seyn sollte mir die versprochene Stelle zu verschaffen, ich mich nothwendiger Weise in derselben Lage befinden würde, als ich vor 15 Monaten war. Dagegen giebt mir meine hiesige Lage, wenn nicht Gelegenheit mit Ansiedlern bekannt zu werden, die Mittel an die Hand mich der englischen Lage[1] vollkommen und grammatisch bekannt zu machen, eine Kenntniß die mir vielleicht später einen anständigen Unterhalt gewähren kann.

Ob ich jemals ein Non commissioned Officer werden könne kann ich nicht sagen da Capt. Loomis ohngeachtet meiner dringenden Bitte mir nicht erlauben will meiner Kurzsichtigkeit wegen meine Militärpflichten als Wache, Patrouiller, etc zu erfüllen. Vielleicht aber ist dieß nur vor die Zeit wenn wir jede Nacht einen Angriff von den Indianern erwarten. In Friedenszeiten habe ich es nicht nur schon gethan, sondern bin auch in Exerciren etc, als einer der geschicktesten Soldaten in meiner Compagnie anerkannt. Ich kann indessen hierüber nicht gewisses sagen, im Ganzen genommen aber habe ich nach mehre3ren Äußerungen von Capt. Loomis mehr Hoffnung zu hoffen als zu fürchten, und ich gebe auch den Gedanken noch nicht auf selbst in diesen Unruhen meinen Antheil der Militärpflichten zu erfüllen.

Sergeant Major Schliephacke[2], hat mir diesen Augenblick angeboten einige Worte zu dem Zeugnisse welches ich von Captain Loomis erhalten habe hinzufügen. Du wirst dieselben vielleicht weniger berücksichtigen, da sie von einem Non commissioned Officer kommen. Er aber ist ein Mann der sich nicht nur auf das thätigste meiner angenommen hat, sondern auch die allgemeine Achtung des Regiments besitzt. Seine Stelle, welche er bekleidet ist der beßte Beweis derselben. Die Unbekanntschaft mit der englischen Sprache, wenn er zuerst nach Amerika kam, hat ihn gezwungen, Dienste zu nehmen, welches für mich gewiß ein großes Glück gewesen ist. Er hat mich auf die Gefahren für meine Moralität, denen ein Soldat gewiß mehr denn ein Bürger ausgesetzt ist, bekannt gemacht, hat mich in meinem Studium der englischen Sprache unterstützt, und kurz mich wie ein Vater behandelt. Was er hinsichtlich unserer Lage schreibt ist wahr. Meine Bemerkungen über diesen Gegenstand, in meinem ersten Briefe, aber rührten nicht von einem Wunsche meine Lage kläglich zu beschreiben, sondern von meiner Ungewohnheit, gewohnten Genüssen zu entsagen, und Beschwerden zu erdulden her. Mein Sold ist hinreichend nicht nur für kleine Bedürfnisse, sondern auch mich mit solchen Kleidungsstücken, die mir in der Zukunft nothwendig sein werden, als Hemden etc. völlig zu versehen. Eine geringe Vergütung /30 rth Gold jährlich/ welchen ich für meine Dienste in der Library erhalte, habe ich außerdem gespart, als ein Nothpfennig wenn ich nach dem Ablauf meiner Dienstzeit, im bürgerlichen Leben mein Unterkommen suchen muß. Meine Kenntniß des Englischen, wird es dann wahrscheinlich möglich für mich machen, mit Empfehlungen meiner Officiere im Handelsstande oder durch den Unterricht der deutschen Sprache, mir einen angemessenen Unterhalt zu erschaffen. Obgleich ich nur für 5 Jahre zu dienen habe, so wird dieß sich doch auf wenigstens 100 rth belaufen.

Ueber das Vermögen, welches meine gute Mutter mir so unverdienter Weise hinterlassen hat, habe ich nichts 4 hinzuzufügen, als daß dieser Beweis ihrer Vergebung mir als ein Stacher [?] zu der größten Anstrengung mich derselben würdig zu machen dienen soll und muß.

Wann Du theuerer Vater mir so weit vergeben kannst als mich bisweilen einiger Zeilen von Dir würdig zu betrachten, so würde ich mich unbeschreiblich glücklich fühlen. Es würde mir jedesmal neue Kraft geben mit dem Werke meiner Besserung fortzufahren. Solltest Du meinen Wunsch gewähren an Capt. G. Loomis zu schreiben, so würde der beßte Weg seyn, den Brief an mich zu addressiren. Er wird vielleicht nächsten Winter nach St Peters (ungefähr 300 engl. Meilen von hier) gehen um von diesem Fort Command zu nehmen und ich könnte dann den Brief nachsenden. Ich zweifele indessen kaum, daß der Postmeister dieses Platzes dasselbe thun würde. Ich werde jeden Brief addressirt an Mr Eugene Gauss, F Comp 1st Inf[antr]y Fort Crawford, Upper Missisippi, Michigan Territory, United States of America richtig erhalten.

Ich sende beikommend das Original meines Certificats, und habe eine Copie für mich behalten, die Capt. Loomis im Nothfall für mich unterzeichnen kann.

Lebt wohl alle die ihr diesen Brief lesen werdet, Vater Großmutter und Geschwister, und gedenkt bisweilen mit Vergebung

Eueres Bruders und Sohnes

E. Gauss.

1 Offenbar irrtümlich für: Sprache.

2 Heinrich Schliephacke stammte aus Klein-Stöckheim bei Braunschweig.