Berlin, den 21. Febr. 1840
Ich benutze einmal wieder die angenehme Gelegenheit, welche sich mir darbietet, mein hochverehrter Freund und College, um mich in Ihr gewogentliches Andenken zurückzurufen, indem ich, durch diese wenigen Zeilen, Ihrem besonderen Interesse einen sehr wissenschaftlich gebildeten Amerikaner H[err]n Cogswell aus New York zu empfehlen wage. Er hat mir Briefe von Lindenau gebracht[1] und ist der Herausgeber eines sehr beachteten historisch-politischen Journals.[2] Was ihn mir wichtig gemacht hat, ist, daß er Aufträge hat, für den Ankauf einer ungeheuren Bücher-Masse, rein wissenschaftlicher, zu sorgen, weil ein reicher Privat-Mann (Astor) eine Summe von vielen hunderttausend Thalern zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek geschenkt hat. Es wäre recht menschlich und edel von Ihnen, das heisst Ihres grossen Namens würdig, wenn Sie Herrn Cogswell einigen Rath für dieses Unternehmen geben wollten.[3] Am wichtigsten schiene es mir, für einzelne abgesonderte Fächer (Mathematik, Jurisprudenz, Philologie) den Grund des Ganzen durch Ankauf ganzer Bibliotheken von Privatleuthen zu legen.
Der Brief von La Grange über Laplace's mögliche Versetzung nach Berlin unter Friedrich dem II. hat Sie gewiß interessirt.[4] Es herrscht dazu ein liebenswürdiger Ton in dem Briefe. So möchte jetzt nicht eine Correspondenz zwischen Poisson, Cauchy und unserem incisiven[5] Jacobi aussehen. Andere Zeiten, andere Racen, auch andere Dimensionen!
Daß der Ring der Sternschnuppen die Sonne periodisch schwächt und Kälte erregt, wie Erman fils[6] fabelt, credat Iudaeus Apella.[7]
Mit alter Bewunderung und Liebe
Ihr
Al. Humboldt
Meine zärtlichsten Grüsse an Weber und Dr. Goldschmidt. Der junge magnetische Seeofficier Bravais aus Lappland hat mir sehr gefallen.[8] Er ist ein Franzose von der guten Art. 84
1[Gemeint ist ein Empfehlungsschreiben. $-$Humboldt verwendet häufig das Wort „Briefe” (im Sinne von schriftlichen Mitteilungen), auch wenn es sich nur um ein Schreiben handelt. ]