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Ich bin so unglücklich, von meinem Könige zu einer Stunde gestöhrt, in der ich sonst immer frei bin, Ihnen, hochverehrter und mir immer gütiger Freund, heute nur wenige Zeilen schreiben zu können. Diese Zeilen enthalten die Bitte, dem Überbringer, Herrn Plantamour, einem jungen, sehr angenehmen und bescheidenen Menschen, eine freundliche Aufnahme zu schenken und ihm besonders die Erlaubnis zu geben, sich von Ihren herrlichen magnetischen Apparaten zu unterrichten. Ich habe den jungen Mann, der zum Director der Sternwarte in Genf bestimmt ist, wenn der kranke Gauthier sich zurückzieht, lange in Paris auf der dortigen Sternwarte gekannt. Er hat den guten Sinn gehabt, auf 1 1/2 Jahre zu Bessel nach Königsberg zu gehen, wo er erst die eigentliche Grundlage seiner astronomischen Ausbildung gelegt.[1] Bessel ist sehr mit ihm zufrieden gewesen und lobt ihn als Beobachter.

Ich war 6 Monate lang in der grossen Babel (Paris)[2] sehr wohl und arbeitsam, da ich mir in den entresols der Bibliothek des Instituts einen einsamen Vormittag, von 8 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, zu verschaffen weiß. Hier habe ich in den letzten. 8 Tagen viel von Schnupfenfieber und stöhrenden gesellschaftlichen Pflichten gelitten. Machen Sie mir die Freude, nun bald einmal ein Wort, nicht über Ihre Arbeit, sondern über sich selbst und Ihre Stimmung und unseren gemeinschaftlichen Freund Weber und über Ihre abwesende, so liebenswürdige Tochter zu schreiben. Sie wissen, daß meine dankbarste gemüthlichste Zuneigung zu Ihnen und den Ihrigen meiner Verehrung für Ihren Geist gleich steht.

Kreil's Resultate über Mondeinfluß[3] beruhen, bei aller Regelmässigkeit, doch auf sehr kleinen Quantitäten. Ich bleibe unsicher. Der viel schreibende Sabine behauptet, die Magnetica in England werden endlich erblühen.[4] Dank sei es Ihrem Namen, Herschel's Eifer[5] und Lord Minto's neuem Versprechen[6] ; sonderbar genug, daß immer durch Privatkräfte das bessere geschieht.

Mit ewiger Anhänglichkeit und Liebe

Ihr

Al. Humboldt

1[Humboldt hatte Plantamour im Dezember 1837 mit führenden Berliner Naturwissenschaftlern bekanntgemacht und ihn an Bessel zur weiteren Ausbildung empfohlen. ]
2[Humboldt war am 13.8.1838 nach Paris abgereist und am 3.1.1839 von dort wieder zur Rückreise nach Berlin aufgebrochen. ]
3[Einfluß des Mondes auf die magnetische Deklination. Kreil 1839; Humboldt 1845/62, 4, S. 77. ]
4[Das Echo auf Humboldts Brief an den Herzog von Sussex vom April 1836 (siehe Anm. 1 zu Brief 19) hatte lange auf sich warten lassen; erst am 1.7.1839 wurde ein Zirkular der Royal Society veröffentlicht, das dann den Weg für die weltweite Errichtung geomagnetischer Stationen freimachte (Gauß u. Weber 1837/43, [4], S. 149-150). Humboldt sah in dieser Entwicklung einen „Beweis der jetzigen Macht jedes Einzelnen durch Benutzung der Öffentlichkeit” (an Lichtenstein, Herbst 1839. SA Wolfenbüttel: Hs.-Abt. VI, 12, Nr. 79, St. 50). ]
5[Nach seiner Rückkehr aus Südafrika; siehe Anm. 6 zu Brief 23. ]
6[Earl of Minto, Erster Lord der britischen Admiralität, entsandte die Antarktis-Expedition unter Sir James Clark Ross 1839/43 u. a. mit dem Auftrag zu ausgedehnten magnetischen Messungen. Humboldt hatte Lord Minto bei dessen Besuchen in Paris und Potsdam kennengelernt und ließ ihm daher am 12.10.1839 eine Übersicht über die ihm am wichtigsten erscheinenden wissenschaftlichen Ziele des Unternehmens zukommen, die er am 26.10.1839 durch weitere Vorschläge für die wissenschaftliche Instruktion der Forschungsreise ergänzte. In beiden Schriftstücken ging Humboldt ausführlich auf die wünschenswerten Beobachtungen des Erdmagnetismus unter ausdrücklicher Nennung von Gauß ein (Humboldt 1840a, S. 93 u. 96; 1845/62, 4, S. 200-201). Er drang auch darauf, „daß an allen Küsten mit kupfernen Bolzen Signale eingeschlagen werden, um zu wissen nach 100 Jahren, ob das Land sich hebt oder senkt” (an Lichtenstein, s. ob. Anm. 4). ]